Laurentiuskirche & evangelische Kirchengemeinde Nabburg

Laurentiuskirche Nabburg

Die Laurentiuskirche steht auf dem Schlossareal nordöstlich des Obertors. Das Schloß war Amtssitz des kurfürstlichen Pflegers. Sie ist ein spätgotischer Bau, das Langhaus ist mit zwei Fensterachsen und einer Flachdecke ausgestattet. Der Chorbogen trägt die Jahreszahl 1489. Der Schlussstein der Netzrippen des Chores trägt das alte Nabburger Stadtwappen. Ihm fehlt der Fisch, dieser wurde erst 1547 dem Stadtwappen hinzugefügt.

Die Laurentiuskirche wurde wohl an Stelle der ehemaligen Burgkapelle errichtet. Neben der Pfarrkirche St. Johannes Baptist und der Spitalkirche St. Maria ist sie das dritte gotische Gotteshaus Nabburgs.

Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts wurde sie, wie auch die nahegelegene Spitalkirche St. Maria profaniert und einer weltlichen Bestimmung zugeführt. Der Zeitpunkt läßt sich nicht genau bestimmen. Einerseits fehlt sie in einer Aufstellung des Pfarrers Thomas Held aus dem Jahre 1801, andererseits schreibt der Stadtmagistrat im Juli des Jahres 1825 an das Landgericht „In diesem Kirchlein wurden noch im Jahre 1804 die gewöhnlichen Gottesdienste gehalten. Es soll aber in den nachfolgenden Kriegszeiten bloß noch zur Unterbringung des Magazins gedient haben.

Schlussstein des Chores mit altem Nabburger Stadtwappen

Schlussstein des Chores mit altem Nabburger Stadtwappen

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war die katholische Kirche alleinige Staatskirche im altbayerisch-oberpfälzisch-neuburgischen Teil Bayerns. 1803 erließ Kurfürst Max Josef von Bayern das bayerische Religionsedikt, das Katholiken, Lutheranern und Reformierten freie Religionsausübung, gleiche Bürgerrechte und gleiche Zulassung zu Staatsämtern gewährte.

Nachdem das Königreich Bayern die Laurentiuskirche mit Beschlüssen vom 24. Mai 1830 und dem 24. März 1831 zum Staatseigentum erklärt hatte, gab es in der Folge Auseinandersetzungen zwischen der katholischen Kirchengemeinde und dem Stadtmagistrat einerseits und dem Königreich Bayern andererseits über die Besitzverhältnisse.

  • 1843 wurde die einsturzgefährdete Turmkuppel abgetragen und die Öffnung mit einer einfachen Abdeckung verschlossen.
  • 1856 wird der erste evangelische Gottesdienst in Nabburg mit 36 Personen aus Nabburg, der näheren und weiteren Umgebung wie Neunburg, Oberviechtach und Waldmünchen, gehalten.
  • 1862 wurde St. Laurentius als Holzlege verzeichnet.
  • 1864 wurde die protestantischen Reisepredigerstelle Schwandorf gegründet.
  • 1901 bat Vikar Friedrich Kohlmann den Stadtmagistrat um Breitstellung eines Schulraums zum wöchentlichen evangelischen Schulunterricht. Dies wurde vom Stadtmagistrat zügig genehmigt.
  • 1903 bat Vikar Kohlmann darum, Gottesdienste in einem öffentlichen Gebäude abhalten zu dürfen, dies genehmigte der Stadtmagistrat nach gut zwei Wochen: „Wir bewilligen gerne, den Sitzungssaal im Rathaus zur Abhaltung von Gottesdiensten zu benützen, wenn derselbe wieder gereinigt wird. Die Beheizung muß aber selbst übernommen werden.
  • Daraufhin gestattete das Oberkonsistorium München 12 Gottesdienste im Jahr, abzuhalten jeweils am 4. Sonntag eines Monats.
  • 1907 wurde die Reisepredigerstelle Schwandorf zu einem Exponierten Vikariat erhoben, dem auch Nabburg angehörte.
  • 28.02.1909: Unter Leitung von Pfarrvikar August Schramm wurde der Verein der Protestanten Nabburgs und Umgebung gegründet. Die 18 Anwesenden traten bei und wählten Johann Seyerlein zum Vorstand.

1911 wurde der Laurentiuskirche vom Verein der Protestanten Nabburgs wieder ihrem eigentlichen Zweck zugeführt. Das Königreich Bayern überließ ihm das Gebäude. Innerhalb eines knappen halben Jahres richtete es der Verein unter erheblichen finanziellen Opfern und mit großem persönlichem Engagement seiner Mitglieder wieder her. Es wurden:

  • ein Dachreiter mit Glocke errichtet
  • der Fußboden hergerichtet
  • Fenster, Altar, Kanzel, Taufstein und
  • eine Orgel erworben.

Einmanualige Jugendstilorgel der Firma G.F. Steinmeyer & Cie aus dem Jahre 1911

Die Jugendstil-Orgel wurde von der Firma Steinmeyer in Öttingen in knapp drei Monaten gebaut und geliefert. Sie hat vier Klangregister mit Windladensystem.

Über die Einweihung am 17. Dezember 2011 berichtete das Amt- und Anzeigenblatt für Nabburg und Oberviechtach: „Der Verein der Protestanten Nabburgs und Umgebung feierte am Sonntag, den 17. Dezember 1911 (3. Adventssonntag), das frohe Fest der Einweihung der vom königlich-bayerischen Staatsministerium dem Ständigen Pfarrvikariat Schwandorf zu protestantischen Kultuszwecken überlassenen St. Laurentiuskapelle. Bis zum. Sommer als Holzlege- und Kohlenremise dienend, war das unter Leitung des Nürnberger Architekten Brendel restaurierte Baudenkmal aus dem Ende des 15. Jahrhundert nicht wiederzukennen in seiner nunmehrigen der Neuzeit entsprechenden künstlerischen Ausgestaltung. Daß Beheizung und elektrische Beleuchtung (Anmerkung: Eines der ersten damit ausgestatteten Nabburger Gebäude!) vorhanden sind, macht den Aufenthalt in dem intime Gemütlichkeit atmenden Raum nur noch angenehmer. … Die Diasporagemeinde Nabburg hat einen neuen kirchlichen Sammelpunkt erhalten und kann auf das neue Gotteshaus stolz sein.

1912 zählte die protestantische Kirchengemeinde Nabburg 46 Angehörige, nur 25 von ihnen waren Erwachsene. Zu ihnen gehörten u. a. Bezirksamtmann Karl Mantel, Rentenamtmann Dr. Carl Closmann, Postexpeditor i. R. Georg Geymann, Postexpeditor Georg Sperl und Gerichtsvollzieher i. R. Johann Seyerlein.

1926 erfolgte die Erhebung zur Tochterkirchengemeinde Nabburg-Oberviechtach als Außenstelle der Muttergemeinde Schwandorf mit Gründung eines eigenen Kirchenvorstandes. Auch wurde der Gemeindesaal im Katholischen Jugendwerk übernommen, in dem ab dann der Religionsunterricht stattfand.

29.08.1940: Das Land Bayern verkauft der evangelischen Kirchengemeinde Nabburg die Laurentiuskirche nebst Sakristei für 2.000 Reichsmark.

01.04.1949: Die durch Zuzug vieler Heimatvertriebener aus Schlesien, Ostpreußen, Pommern und dem Sudetenland stark gewachsene Gemeinde löst sich von der Schwandorfer Muttergemeinde und wird zum Exponierten Vikariat.

22.05.1954: Die Tochtergemeinde Nabburg wird zur selbständigen Pfarrei im Dekanat Sulzbach-Rosenberg.

2020: Mit einem Kostenaufwand in sechsstelliger Höhe werden Dachstuhl und Eindeckung des ebenfalls denkmalgeschützten Anbaus erneuert, der Dachreiter neu verkleidet, Schäden am Dachstuhl der Laurentiuskirche behoben und auch deren Dach neu eingedeckt.

Unsere Nabburger Kirchengemeinde ist immer noch sehr klein, der Unterhalt unseres denkmalgeschützten Kirchleins ist aufwändig. Sie können uns dabei mit einer Spende mit dem Verwendungszweck „Unterhalt Laurentiuskirche“ auf das Konto

unterstützen. Dafür danken wir herzlich.

(Quelle: 100 Jahre Evangelisch-Lutherische Laurentiuskirche in Nabburg, Fotos: Rolf Linke).

 


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