Pauluskirche und evangelische Kirchengemeinde Pfreimd
Der Reformation Martin Luthers schlossen sich auch Pfreimder Bürger an. Ende des 16. Jahrhunderts griff Landgraf Georg Ludwig durch, um den rechten, katholischen Glauben auch in Pfreimd wieder durchzusetzen. Nach dem Motto „Cuius regio, cuius religio“ – der Landgraf bestimmt die Religion – bereitete er die Rekatholisierung seiner der lutherischen Lehre noch anhängenden Untertanen vor. Mit Erfolg! So konnte er am 15. Juni 1590 an Herzog Wilhelm von Bayern berichten: „Euer Gnaden kann ich mit Freuden zu berichten nicht umgehen, daß gottlob alle meine Untertanen allhie zu Pfreimd sich zu unserer wahren katholischen Religion begeben haben und unter denselben nur vier hinausziehen, also daß ich gottlob meine Untertanen wieder in dem rechten Schafstall habe.“
360 Jahre sollte es von 1589 – das Jahr des letzten protestantische Gottesdienst in Pfreimd – an dauern, bis wieder ein evangelischer Gottesdienst in Pfreimd stattfand. 1949 hielt der erste exponierte Vikar in Nabburg, Klaus Bruch, einen evangelischen Gottesdienst in der Pfreimder Friedhofskirche. Nach dem 2. Weltkrieg war die Zahl der Protestanten durch den Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen auch in Pfreimd angewachsen. Organisatorisch gehörten sie zur älteren Nabburger Kirchengemeinde. In Pfreimd stellte ihnen die katholische Kirchenverwaltung Pfreimd für fast 25 Jahre die Friedhofskirche für Gottesdienste zur Verfügung und begründete unter anderem damit die bis heute bestehende Verbundenheit zwischen der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde in Pfreimd.
Von Pfarrer Wilhelm Gerbert wurde in den späten 50er Jahren der Evangelisch-Lutherische Kirchenbau-Verein Pfreimd ins Leben gerufen. In der Folge gab es erste Vorplanungen für den als dringend notwendig angesehenen Kirchenbau. Erste Entwürfe wurden erstellt, so z. B. schon im Hinblick auf die abzusehende Ansiedlung der Bundeswehr 1964 ein Vorentwurf des Architekten Weiler aus München. Dieser aber war so groß und kostspielig, das dessen Realisierung an den finanziellen Möglichkeiten der kleinen Pfreimder Kirchengemeinde scheiterten.
1966 wurde die Pfreimder Kirchengemeinde selbständig.
1968 stand endgültig fest, dass Pfreimd Garnisonsstadt werden sollte. Es war abzusehen, dass es zum Zuzug vieler auch evangelischer Bundeswehrangehöriger kommen werde. Die Bundesrepublik Deutschland sah die Notwendigkeit, als Folgeeinrichtung der Garnison den Bau der Kirche zu unterstützen, um evangelischen Bundeswehrangehörigen den Besuch von Gottesdiensten in einer eigenen Kirche zu ermöglichen. Sie erklärte sich bereit, ~60 % der veranschlagten Baukosten zu übernehmen.
Mit dem Bau konnte nun begonnen werden. Am 15. August 1971 legte Militärdekan Kirchenrat Grießbach den Grundstein mit folgendem Wortlaut:
„IM JAHRE 1971
wurde der Grundstein zu der evangelischen
PAULUSKIRCHE
in Pfreimd gelegt.“
Die Kirche entwarf Architekt Horst Rudorf aus Hof, die Bauarbeiten wurden von der Firma Georg Hösl aus Pfreimd ausgeführt.
Der Entwurf berücksichtigte einerseits die Bedürfnisse der Diasporagemeinde und andererseits die zuziehende, sich an Größe und Engagement ständig ändernde Gastgemeinde aus den Reihen der Bundeswehr:
- Der Kirchenraum ist fast quadratisch, über ihm steigt das Dach zweiseitig zu einem spitzen Giebel empor. Gegenüber ist das Dach sehr weit heruntergezogen.
- Die Einrichtung des Kirchenraumes wurde flexibel gestaltet, um den Raum für neue Gottesdienstformen und die verschiedensten Gemeindeveranstaltungen offen zu halten.
- Altar,Pult und Taufbecken können zu einer Wand hin orientiert oder zentrisch aufgestellt werden, die Gemeinde sitzt auf dem jeweiligen Anlass entsprechend angeordneten Stühlen.
- An der Wand ist ringsumlaufend eine Bank angebracht, die weitere Sitzplätze bietet.
- Direkt angebaut ist ein Gemeinderaum mit Flachdecke, der vom Kirchenraum durch eine Faltwand abgetrennt ist und so entweder gesondert genutzt werden oder den Kirchenraum um weitere 50 Plätze erweitern kann. Separate Eingänge existieren für Kirchen- und Gemeinderaum.
- In einem separaten Anbau befindet sich die Sakristei, die auch als kleiner Besprechungsraum oder für parallel zum Hauptgottesdienst stattfindende Kindergottesdienste genutzt werden kann.
Seit nunmehr 50 Jahren ist die Pfreimder Pauluskirche Heimat der evangelischen Christen des Ortes. Viele Veranstaltungen fanden und finden dort statt. In den Jahren der Corona-Pandemie erwies sich die variable Gestaltung des Innenraumes als ideal, da die Bestuhlung den jeweils geltenden Vorgaben der Hygienschutzmaßnahmen angepasst werden konnte. Auch für gemeinsame Gottesdienste der Kirchengemeinden Nabburg und Pfreimd, bei denen viele Besucher erwartet werden, wie. z. B. Konfirmations-, Weihnachts- oder Ostergottesdienste, wird sie genutzt.
Die Pfreimder Kirchengemeinde gehört zu den kleinsten Kirchengemeinden im Dekanat Sulzbach-Rosenberg. Nach 50 Jahren sind für uns recht aufwändige Renovierungsarbeiten notwendig. Sie können uns dabei mit einer Spende mit dem Verwendungszweck „Renovierung Pauluskirche“ auf das Konto
unterstützen. Dafür danken wir herzlich.